Vermutlich stehen aktuell sogar mehr Krisen- als Abstrichstäbchen zur Verfügung, um eine verunsicherte Population in Endzeitstimmung zu halten. Sogar die örtliche Ortszeitung kann sich dank beharrlicher Hysterieversorgung gerade noch ins nächste Sommerloch retten. Währenddessen fallen Jahr für Jahr weltweit hunderte andere Lebewesengattungen irreversibel und unter Ausschluss einer Restöffentlichkeit der Extinktion anheim. Wohlgemerkt, auf dem selben Planet(en). Die Afdies haben endlich ihre so sehnlichst erhoffte Grenzschließung bekommen und von Geflüchtetenlagern, von notleidenden und isolierten Kindern redet folglich kaum ein Mensch mehr. Prepper*innen hatten doch recht und steigen künftig zu Regierungsberater*innen auf. Austausche, gar die unsäglichen außerschulischen internationalen Jugendbegegnungen, konnten endlich, medizinisch fundiert, von der Agenda der plattdüütsch-heimatkuscheligen Schlossgeister getilgt werden. Regierer*innen entschuldigen sich für Coronafehler insofern, als das sie ja keine Spezialisten seien, um sich im selben Atemzuge an Gigamilliardenhilfspaketefüralleankündigungen zu verschlucken. Uns würde schon ein geringer Teil der zugesicherten anteiligen Fördermittel helfen, um Finanzamtabbuchungen oder den Ankauf einiger rezeptfreier Halslutschtabletten zu ermöglichen. Vergangenen Sommer (2019) haben wir beim Bildungsministerium einen Antrag auf Kofinanzierung unserer Arbeit in der außerschulischen kulturellen Kinder- und Jugendbildung gestellt. Rund sieben Monate später erhalten wir die Information, dass es aufgrund einer Coronakrise zu Verzögerungen bei der Antragsbearbeitung kommen wird und vorerst die größeren Einrichtungen unterstützt werden müssten. Ähnliche Auskunft erreichte uns ebenfalls aus dem Kulturamt der Stadt. Reichlich Stoff für einen guten verschwörungstheoretischen Kriminalschwank also, hätten die Kulturbeauftragten doch die Welt längst vorwarnen können, assoziierten im letzten Spätsommer den Namen der betroffenen chinesischen Großprovinz aber wahrscheinlich mit einer süß-sauren Geflügelsuppe. Januar, Februar und ein paar Märztage lang haben wir bereits fleißig gearbeitet, haben Projekte durchgeführt, Kinder schlau gemacht und coole Winterferien organisiert. Und nun? Politmacher*innen eine erfolgreiche Quarantäne wünschen, damit es danach weitergeht wie zuvor? Mehr Virolog*innen, besser noch, mehr Vernunftbegabte zum aktiven politischen Engagement animieren helfen? Schwarzmalen? Nein. Vorangegangenes bearbeiten wir einfach in unserem neuen politischen Satire-Programm „Heimatschwatzkiste“, das wir, wenn wir es wieder dürfen, im Jahresverlauf präsentieren werden. Selbstverständlich, so wird es die öffentliche Telefonortung bestätigen, bleiben wir bis dahin brav zuhause. Und natürlich ist niemals alles immer nur hoffnungslos. Fortwährend ist mit Ausnahmen, Normensprengern, Unterstützern guter Ideen zu rechnen. Und deshalb bedanken wir uns an dieser Stelle gern und deutlich beim Schweriner Jugendamt. Die Menschen dort haben in der nicht nur uns unerträglichen Situation mit vielen Informationen und Tipps, aber auch mit einer unbürokratisch vorgezogenen finanziellen Unterstützung sehr geholfen.
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